Der Gang über eine Piazza in die Basilika
Achten Sie mal drauf: Städtereisen nach Italien verlaufen eigentlich immer nach demselben Programm. Über kurz oder lang, darauf kommt es natürlich auf die Größe der Stadt an, geht es auf die Piazza, einem zentralen, von Cafés und Restaurants gesäumten Platz im Zentrum. Hier oder in unmittelbarer Nähe steht eine prächtige Kirche, eine Basilika, ein Dom, Schatzkammer und Glaubenszentrum eines jeden Ortes, der gerade in kleinen italienischen Städtchen erstaunlich überdimensioniert wirken kann.
Sie müssen noch nicht einmal dabei gewesen sein, sie erkennen Italien schon an der Art, wie Urlaubsfotos gemacht werden. Wenn Sie nicht selbst dort gewesen sind, spüren Sie natürlich nicht, was der Städteurlauber gespürt hat: eine genussvolle Friedfertigkeit im Trubel, einen Ort der Besinnung, wo Besinnung für Außenstehende eigentlich nicht möglich scheint.
Der Besucher der italienischen Stadt absolviert – gerade im Hochsommer – eine klimatische Achterbahnfahrt. Von kühlenden Gässchen über schweißtreibende Steigungen (vielleicht eine Turmbesteigung?) und an plätschernden Brunnen vorbei geht es auf die Hitze des freien Platzes hinein in das kühle Dunkel des Sakralbaus. Hätten die Finnen ihre Sauna nicht selbst erfunden, sie hätten sich ihre erholsame Wirkung in Italien abschauen können.
Das tut einfach gut, auch wenn die Kleiderwahl kaum richtig zu treffen ist. Der Gang in die Kirche gebietet lange Kleidung, bedeckte Schultern und Waden, das muss man heute keinem Italienurlauber mehr erzählen. Der Schweiß, der sich in der Hitze unter der Kleidung sammelt, verstärkt den Kühlungseffekt auf der Haut beim Gang durch die hohen Prunkbauten christlicher Glaubensbekenntnisse. Wenn die italienischen Gastwirte nicht aus einem gelebten Serviceethos handelten, sie hätten sich diese Bedingungen für ihr Geschäft ausdenken müssen. Ein Städtebesuch verlangt nach Erfrischung, einem Snack, einer kleinen Stärkung, der Wahl zwischen Cappuccino und einem Weinchen, eine Entscheidung über die Frage, ob man nicht einfach sitzen bleiben soll, bis sich der Abend über den Platz legt.
Eine weitere Besonderheit haben die touristischen Magnete in Italien. In der Hochsaison braucht es weder Stadtplan noch Beschilderung noch Italienischkenntnisse, um sicher alle Highlights abzuklappern. Es bilden sich Touristenströme, denen man einfach folgen muss. In Rom sind es auf den Hauptachsen regelrechte Touristenbahnen, die man mit ein bisschen Übung verlassen und auf die man auch wieder treffen kann.
Wer sich die Zeit nimmt, in der ganzen Geschäftigkeit zur Ruhe kommt, die Füße abschwellen lässt und sich eine Erfrischung genehmigt, wird die Schönheit des Ortes, an dem er sich befindet, verstärkt empfinden. Architektonische Besonderheiten fallen oft nur so auf, die gewaltige Größe des Mailänder Doms, die Quälerei, die der Bau bedeutet haben muss, lässt sich am Rande seines Vorplatzes erkennen, zu dem seine Baumeister einen Kanal bauen ließen, um die gewaltigen Steinquader anliefern zu können.
Siena hat einige dieser magischen Orte, einer ist sicher die Piazza del Campo, ein muschelförmiges Gebilde, das abfallend Regenwasser in ein großes Reservoir auffängt. In Lucca fällt beim Entspannen die seltsame Form des Piazza dell’Anfiteatro auf, der Name erklärt es allerdings schon: es ist ein altes Amphitheater, an Stelle der Ränge stehen nun Häuserfassaden.
Für Filmfreunde ist Brescello in der Emilia-Romagna ein ganz besonderer Ort. Hier wurde in den 50er und 60er Jahren „Don Camillo und Peppone“ gedreht. Und Rom? Suchen Sie es sich aus. Ist es die Piazza di Spagna, die Piazza Navona, ebenfalls eine alte Arena, das Kapitol, der Campo de´ Fiori (gute Wahl), die Piazza del Popolo oder am Ende doch der Petersplatz? Genießen Sie es.
Urlaub mit der Bahn
Es gibt viele gute Gründe, mit der Bahn in den Urlaub zu fahren. Sie ist (auch in Italien) so gut vernetzt, dass die wichtigen Orte mit ihr erreicht werden können. Wer sich in der Bahn entspannen kann, für den beginnt der Urlaub in dem Moment, in dem er einen Sitzplatz gefunden hat. Gerade für Rundreisende und passionierte Radfahrer ist der Transit mit der Bahn von einer Stadt in die nächste, von einem Land in das nächste, äußerst praktisch.
Mit InterRail und den Europa-Spezial-Tickets kann man sich daheim Tickets zulegen, die für die Länder, die man bereisen möchte, ebenfalls gelten. Einsteigen und losfahren ist die Devise, die Preise sind nach der Anzahl der Länder, die man bereisen möchte und nach der Länge der Reise gestaffelt.
Auch Einzelfahrten, also zu einem bestimmten Zeitpunkt hin, zu einem anderen zurück, lassen sich vom heimischen Bahnhof aus buchen. Bei einigen Spezialwünschen, Eurocitys, Fahrradmitnahmen und Nachtzügen, funktioniert mitunter das Online-Buchungssystem nicht, dann muss mit dem Fachpersonal vom Service verhandelt werden.
Wer sich in Italien vielleicht kurzfristig dazu entschließt, mit Treni Italia zu fahren, der kann heute in etwa mit den Preisen rechnen, die auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz verlangt werden. Da es – ebenfalls wie in den genannten anderen Ländern – Aufschläge für die überregional fahrenden Züge gibt, empfiehlt es sich, das richtige Ticket (Biglietto) an einem Bahnschalter zu kaufen. Das muss dann, das ist noch wichtig, an einem der gelben Kästen vorm Bahnsteig entwertet werden.