Herrschersitze italienischer Dynastien
Wer nach Italien fährt, der will die Römer sehen, die Griechen in den Römern, die Meister der Renaissance, den Papst, Fußball, in Venedig flittern, moderne Kunst erleben, Skipisten, hinunterlaufen, sein Handycap verbessern oder er will an den Strand und seine Ruhe haben. Viele wollen auch einfach shoppen oder gut essen … gerade für geschichtlich interessierte Menschen hat Italien aber noch mehr zu bieten.
Das Land südlich der Alpen hat eine mehrtausendjährige Geschichte und wimmelt von alten Hauptstädten, Herrschersitzen, die die wechselvolle Vergangenheit des christlichen Europas greifbar werden lassen. Ähnlich wie Deutschland war Italien lange in viele verschiedene Staaten unterteilt, verschiedene Dynastien standen in einem verworrenen Beziehungsgeflecht, für dessen Entflechtung es eigene Lehrstühle gibt.
Wie in Deutschland gab es in Italien im 19. Jahrhundert eine Einigkeitsbewegung, das Risorgimento, französische Herrscher hatten erheblichen Einfluss auf das Machtgefüge in Italien – und natürlich die Savoyer. Die haben ihren Herrschaftssitz lange in Turin gehabt und als das Königreich Italien gegründet wurde, wurde es von Turin aus, vom Palazzo Reale, regiert. Turin war davor die Hauptstadt des Königreichs Sardinien, zu dem das Piemont, Nizza und Savoyen gehörten, nachdem die Sarden 1720 begannen, über die Insel hinaus zu expandieren.
Lange hatte Italien einige mächtige, unterschiedlich konstituierte Stadtstaaten, Seerepubliken genannt. Jene von Genua und Venedig bestanden noch bis ins späte 18. Jahrhundert und Stadtstaaten ist ein unzureichender Begriff für die Größe der Besitztümer und den Einfluss, den diese Städte hatten. Venedig spiegelt sich bis heute im Glanz vergangener Pracht, dass aber auch Genua eine faszinierende Schönheit ist, die immer einen Besuch lohnt, ist bei uns weniger bekannt.
Ein entscheidender Machtfaktor war über viele Jahrhunderte das Königreich Sizilien unter verschiedenen Herrschergeschlechtern mit der Hauptstadt Neapel. Die Normannen und Staufer haben vor knapp 1.000 Jahren eine solide Basis gelegt. Genaugenommen waren es zwei Königreiche mit selbem Namen, die meist lange in Personalunion beherrscht wurden, aber in Palermo eine zweite Hauptstadt besaßen. 1816 schlossen sie sich dann zum Königreich beider Sizilien (Regno delle due Sicilie) zusammen, wurden 1860 im Rahmen des Risorgimento vom Guerillakämpfer Giuseppe Garibaldi erobert und in das Königreich Italien überführt. Dessen Hauptstadt wechselte kurz darauf nach Florenz, bevor Rom 1871 zum Zentrum Italiens erkoren wurde.
Das ging nur, weil der Papst keinen französischen Schutz mehr hatte, weil Frankreich seine Truppen für den Krieg mit dem deutschen Reich abzog. Der Kirchenstaat war bis dahin ein wesentlicher Machtfaktor in Italien, der Papst hatte große Landstriche und Exklaven, besaß beispielsweise das Latium mit Rom und wurde nun auf den Vatikan zurechtgestutzt – was neue politische Fragen aufwarf. Römische Fragen, wie es der Historiker nennt. Erst der Faschist Mussolini erreichte 1929 eine Vereinbarung mit dem Vatikan, der Rom als Hauptstadt Italiens anerkannte und dafür seine Souveränität garantiert bekam.
Die Savoyer, die im Risorgimento zu Herrschern Italiens geworden waren, arrangierten sich ebenfalls mit den Faschisten und wurden 1946 aus Italien verbannt.