Pilgern in Italien
Der Jakobsweg? Der führt doch nach Spanien! Seitdem Pilgern wieder eine größere Bedeutung erlangt hat, stellen Pilgerwillige fest, dass unser Kontinent von Routen durchzogen ist, die Gläubige durch historische Orte des Christentums führen, auf denen Wanderer eine alte Form der Spiritualität wiederfinden können, die Naturfreunden und Erholungswilligen einen neuen Blick auf unseren industrialisierten Kontinent gewähren, an Orten vorbei, die auf wundervolle Weise ihre Ursprünglichkeit bewahrt haben.
Santiago de Compostela im spanischen Galicien ist neben Rom und Jerusalem eines von drei großen Pilgerzielen der europäischen Christenheit. Apostel Jakobus der Ältere soll dem Glauben nach in Santiago beerdigt sein, er ist unter anderem Schutzpatron der Pilger und sein Grab wurde vor knapp 1.000 Jahren zum Ziel der Gläubigen, nachdem es einige Jahrhunderte in Vergessenheit geraten war.
Jakobswege gibt es viele, man unterscheidet inzwischen den eigentlichen Jakobsweg Camino de Santiago durch Nordspanien und die Zuläufe als Wege der Jakobspilger. Weil die Hauptroute vor allen Dingen von Frühjahr bis Herbst sehr hoch frequentiert wird, können Wanderer zwischen zahlreichen anderen, weniger bekannten Routen wählen, von denen manche auf Rom zuführen.
Der Frankenweg
Älter als die Jakobswege ist der Frankenweg, der Pilger vom Norden Europas schon im ersten Jahrtausend nach Christus in die heilige Stadt führte. Sigeric the Serious, Erzbischof von Canterbury, hat den Frankenweg im Jahr 994 beschrieben. Die Via Francigena führt eigentlich durch Frankreich am Sankt Bernhard vorbei durch die Alpen nach Italien, es gibt aber auch Routen aus dem Norden Deutschlands über den Brenner oder das Gotthardmassiv. Die Pilgerströme mussten schon in den Jahrhunderten davor versorgt, kanalisiert und über neu angelegte Straßen geführt werden. Karl der Große beispielsweise ließ im achten Jahrhundert ab Pavia Klöster und Bischofssitze installieren. Diese Pilgerwege wurden zu Handelswegen und Wirtschaftsfaktoren, sind teilweise auch durch Machtverschiebungen wieder in Vergessenheit geraten und in ihrer Ursprünglichkeit bewahrt worden.
Der Originalweg beginnt dank Sigeric in Canterbury und in England ist die Pilgerroute auch noch sehr gut gekennzeichnet. Ab Calais braucht der Pilger eine gute Straßenkarte, weil die Pfadmarkierungen weitgehend fehlen. Die Via Francigena führt über Reims auf Lausanne zu zum Grossen Sankt Bernhard, durch das Aostatal über St. Albino, Piacenza, ins toskanische Siena nach Rom. Das vatikanische Pilgerbüro zertifiziert Pilger, die belegen können, wenigstens die letzten 130 Kilometer gelaufen zu sein.
Martin Luther in Rom
Auch Martin Luther ist als junger Mann nach Rom gepilgert. Im späten Jahr 1510 machte sich der Augustinermönch auf den Weg und erreichte zwei Monate später die heilige Stadt. In Rom war es damals und ist es bis heute üblich, dass Gläubige die große Wallfahrt machen und die sieben Kirchen der Wallfahrt ablaufen: St. Paul vor den Mauern an der Straße Richtung Ostia, wo Apostel Paulus beerdigt sein soll, die Katakombe San Sebastian an der Via Appia, Basilika St. Laurentius, die Lateranbasilika, Basilika Hl. Kreuz zu Jerusalem, Santa Maria Maggiore auf dem Esquilin und natürlich der Petersdom.